Als evangelische Allianz im Extertal starten wir am 12. Januar 2020 wieder in unsere gemeinsame Gebetswoche. Dieses Jahr fragen wir gemeinsam: „Wo gehöre ich hin?“.
Zu keiner Zeit stand das „Ich“ so sehr im Fokus unseres Denkens und Handelns wie heute. Meine „Ich“ hat Priorität. Ich möchte mich verwirklichen, mich optimieren und das Beste aus meinen Möglichkeiten machen. Die neuen Medien geben uns viele Möglichkeiten, ein Bild von uns zu entwerfen und uns dann glänzend zu präsentieren. Da geht es um meinen Urlaub, meine Hobbys und mein Leben. Spannend und aufregend muss es sein. Nichts ist schlimmer als „Langeweile“.
Gleichzeitig greift aber auch eine große Orientierungslosigkeit um sich. Was gibt meinem Ich denn Halt? Wo gehöre ich denn hin? Althergebrachte Platzanweiser wie Nation, Kultur oder Glaube spielen immer weniger eine Rolle in der globalisierten Welt. Orientierungspunkte jenseits meiner selbst werden pauschal kritisch betrachtet. So wird das ICH zum absoluten Bezugspunkt, zum Maß aller Dinge, zum Maßstab von Gut und Böse, das selbst darüber entscheiden will, was wahr und richtig ist. Wie schon einmal, damals im Paradies.
Aber am Ende wartet leider nicht die große Freiheit, sondern eine Leere und Unsicherheit, die gefüllt werden will. Wo gehören wir denn bloß hin? Eine sehr persönliche Frage, die nicht nur auf eine philosophische Antwort wartet. Die Schülerin wird fragen: „Habe ich einen Platz in meiner Familie oder Schulklasse?“ Der Berufstätige wird fragen: „Habe ich eine sinnvolle Arbeit und den Respekt der Gesellschaft?“ Derjenige, der zu Hause nicht die notwendige Pflege im Alter bekommt, wird sich fragen: „Gehöre ich nun ins Pflegeheim?“
Wer in die Bibel schaut, der bekommt auf die Frage sowohl philosophische als auch ganz praktische Antworten. Wir haben unsere tiefste Heimat bei Gott. Er gab uns die Gemeinde, um Menschen in dieser Welt einen Platz zu geben. Aber leben wir das? Habe ich meinen Platz im Reich Gottes wirklich gefunden?
Wir freuen uns auf die Impulse der diesjährigen Allianzgebetswoche, vor allem aber auf das gemeinsame Gebet.
Bastian Meyer