Das Extertal ist nicht dafür bekannt, dass es übermäßig dicht besiedelt und unangenehm laut ist. Es gibt Orte, an denen sieht dies ganz anders aus: In Großstädten reiht sich Haus an Haus, Geschäft an Geschäft, und überall sind Menschen zu sehen. Ein gewisser Mindestlärmpegel wird selten unterboten. Wenn man sich länger an Orten befindet, wo es grundsätzlich laut ist, dann dröhnen einem nach gewisser Zeit ein Stück weit die Ohren. Man freut sich sehr, wenn man dann einen Moment der Ruhe findet. Dieses Gefühl des Dröhnens gibt es aber definitiv nicht nur in Großstädten oder an belebten Orten. Wenn man mit anderen Menschen unterwegs ist und kaum zum Reden kommt, dann kann es einem ganz genau so ergehen. Es kann sehr anstrengend sein, wenn man viel Zeit mit Menschen verbringt, die schnell zum Reden, aber langsam zum Hören sind. Denn wenn die Kunst des Hörens nicht vorhanden ist, dann leidet ein Gespräch ungemein. Die ersten Worte, die je gesprochen wurden, stammen von Gott. Auf Gottes Wort hin wurde die Welt geschaffen. Durch sein Wort wurde auch der Mensch geschaffen und mit Gott in Beziehung gesetzt. Das erste Wort, welches Gott an Menschen richtet, ist ein Gebot. Die Antwort auf dieses erste Reden Gottes ist zunächst das Hören. Wir Menschen sind also zuerst auf das Hören angelegt. Jakobus macht durch den obigen Vers auf die Gefahr eines Redens aufmerksam, welches nicht zum Hören bereit ist. Als Konsequenz dieses Redens wird die Gemeinschaft der Menschen untereinander gestört oder sogar unmöglich gemacht. Ein Gespräch, in welchem eine Seite nicht in der Lage zum Hören ist, ist quasi kein Gespräch, sondern ein Monolog. Wie sieht das dann erst im Hören auf Gottes Reden aus? Wer nicht in der Lage ist, anderen Menschen zuzuhören, ist wohl auch eher nicht in der Lage, auf Gott und sein Reden zu hören. Häufig gebraucht Gott Menschen, um durch diese anderen Menschen etwas mitzuteilen. Wer aber nicht zuhören kann, den können diese Botschaften nicht erreichen. Deswegen soll jeder Mensch schnell bereit sein zuzuhören. „Schnell“ im Hören bedeutet nicht, dass man den anderen schneller zuhört oder diese schneller reden sollen, damit man schneller zuhören kann. Sondern, wer gelernt hat, schnell im Hören zu werden, der hat gelernt, still und aufnahmebereit zu sein. Er hat gelernt zu empfangen und zu vernehmen und das, was er vernehmen kann, nicht mit seinen eigenen Worten zu ersticken. Es geht dabei also um die Fähigkeit und Bereitschaft zum Zuhören, so dass man dadurch Worte empfangen kann, die möglicherweise das eigene Leben zum Positiven verändern können. Nicht ohne Grund ist es so, dass Gott den Menschen mit zwei Ohren und einem Mund geschaffen hat. Könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass wir als Menschen mehr zuhören als reden sollen? Wir Menschen müssen umlernen und die gewohnte Haltung, die uns in unserer Umwelt immer wieder begegnet, korrigieren. Wir sollten gerade da schnell werden, wo wir sonst von uns aus viel zu langsam sind: im Hören. Und wir sollten da langsam werden, wo wir von uns aus leicht zu schnell sind: im Reden. Daher möchte ich uns alle, mich eingeschlossen, dazu ermutigen, dass wir uns ganz neu die Vorzüge des Hörens bewusst machen. Ich jedenfalls empfinde die Gespräche als die angenehmsten, wo der Gesprächspartner mir durch seine Art des Redens spiegelt, dass er mich versteht und mir zuhört. Und nicht selten bin ich nach solch einem Gespräch glücklich und erfüllt und möglicherweise noch um eine Erkenntnis reicher. Deswegen wäre es doch ein erstrebenswertes Ziel, wenn wir selber uns mehr und mehr danach ausstrecken, echte Zuhörer zu werden – sowohl im Hören auf die Menschen als auch im Hören auf Gott. Ich wünsche euch allen einen guten und gesegneten Sommer, in welchem wir ganz neu die Kraft des Hörens
erfahren!