manchmal haben Bilder eine große Ausdruckskraft und können uns tiefer erreichen, als es Worte vermögen. Für die diesjährige Jahreslosung hat die Künstlerin Stefanie Bahlinger ein Bild gemalt. Eine Figur ist hier zu erkennen. Sie schwebt scheinbar mitten im Raum. Um sie herum scheinen dunkle Fäden sie wieder zurückziehen zu wollen, aber mit aller Kraft und Hoffnung schwingt sie sich empor. Ihre Arme sind wie die Flügel eines Vogels ausgebreitet. Aber allein wird sie sich dort nicht halten können. Die eigenen Kräfte sind schon im roten Bereich. Wenn nichts geschieht, wird der Absturz erfolgen…
Was Stefanie Bahlinger hier malt, wird uns in Markus 9 erzählt. Ein Vater bringt sein Kind zu Jesus. Seine Kraft ist im roten Bereich. Er kann nicht mehr. So oft hat er um Hilfe gebeten für sein Kind, und so oft wurde er enttäuscht. Sein Glaube ist eigentlich verbraucht. Aber als Jesus kommt, da wirft der Vater noch mal alles in die Waagschale. Er nimmt allen Glauben zusammen, den er noch hat, stemmt seinen müden Geist empor und schreit heraus: „Jesus, ich glaube, hilf meinem Unglauben!“
Mit diesem Schrei verleiht er dem stummen Seufzen so vieler Menschen unserer Zeit tiefen Ausdruck; denen, die vom Zweifel aufgefressen wurden und keine Kraft mehr für einen Vertrauenssprung haben; denen, die schon manches probiert haben auf dem Markt der religiösen Möglichkeiten und immer wieder enttäuscht wurden; aber auch denen, deren Glaube durch eine Grenzerfahrung plötzlich ins Wanken geraten ist. Die Jahreslosung 2020 erinnert uns daran, dass unser menschlicher „Glaube“ eine sehr anfällige Sache ist. Was wir benötigen, um einen Glaubenssprung wagen zu können, ist Jesus, der am anderen Ende steht und uns mit ausgebreiteten Armen erwartet. Glaube wird uns von Christus geschenkt, durch seine Gegenwart! Weil wir ihm vertrauen, können wir, entgegen allen Zweifeln, glauben. Als der Vater auf Jesus sieht, den Sohn Gottes, da fasst er deshalb Vertrauen.
Was gilt zuverlässig auch im Jahr 2020? Jesus lässt uns nie im Stich. Er kommt immer genau zum richtigen Zeitpunkt. Aber nicht immer fängt er uns so, wie wir es erwarten und erhoffen. Wir müssen ihm nicht nur in „einer“ Sache vertrauen, sondern ganz. Da gibt es eine Spannung selbst im Leben glaubender Menschen, die wir nicht auflösen können. Der Schmerz und auch das Sterben bleiben Teil der Geschichte, die am Ende garantiert gut ausgeht. Das ist oft schwer auszuhalten. Deshalb tat Jesus denselben Sprung für uns.
Er stieg hinab zu uns und gab alles am Kreuz von Golgatha, ohne zu wissen, ob wir ihn aufnehmen würden. Er ging dieses Wagnis ein, damit unsere Schmerzen getragen und unsere Schuld getilgt werden konnte. So wird die rote Figur zu Christus, der uns mit ausgebreiteten Armen empfängt. Gott hat ihn für uns „rot“ markiert, damit niemand das Kreuz übersieht. Wir hängten ihn ans Kreuz, aber er erhob sich aus dem Tod und stieg empor zum Leben, und wer ihm vertraut, der wird mitgerissen. Schau auf die ausgebreiteten Arme Jesu! Vertraue ihm! Egal wie das Jahr 2020 verläuft, er steht uns mit offenen Armen gegenüber.
Euer Bastian Meyer