„Ich sage es euch und sage es allen: Seid wachsam!“ Markus 13,37
Wer würde von sich behaupten, dass er wachsam ist? Ich muss zugeben, dass ich die Frage, ob ich wachsam bin, gar nicht so genau beantworten kann. Dabei ist es zunächst einmal wichtig zu wissen, was genau „wachsam sein“ eigentlich bedeutet. Bedeutet es eher, dass man grundsätzlich aufgeweckt und ein aufmerksamer Typ ist? Dann bin ich gerne wachsam. Oder bedeutet es eher, dass man kontrollierend und bewachend ist? Dann will ich lieber nicht wachsam sein!
Wachsam ist ein Wort, welches in viele Richtungen interpretierbar ist. Tendenziell ist die erstere Bedeutung Richtung „aufmerksam sein“ geläufiger – zumindest behaupten dies der Duden und das Synonym-Wörterbuch Woxikon. Aber wenn man wachsam ist, bedeutet dies ein Stück weit auch so viel wie misstrauisch und skeptisch sein. Und das ist ja auch nicht immer verkehrt. Im Extremfall kann dies auch bedeuten, dass man argwöhnisch, kontrollierend oder bewachend ist. Wenn es so weit kommt, dann ist man wohl über das Ziel hinausgeschossen.
Wenn ich so mein eigenes Leben betrachte, dann hängt mein Grad an Wachsamkeit davon ab, um welchen Bereich meines Lebens es sich handelt und wie viel Aufmerksamkeit dieser Bereich gerade erfordert. Wenn ich zum Beispiel auf dem Fußballplatz bin, dann ist im Pflichtspiel oder im Training höchste Wachsamkeit erfordert. Während der Halbzeitpause oder beim Warmlaufen sieht dies schon etwas anders aus. Im Straßenverkehr bin ich besonders wachsam, wenn viel Verkehr ist und ich mich zum Beispiel in einer Stadt während des Berufsverkehrs befinde. Wenn ich jedoch alleine auf einer Landstraße unterwegs bin, bin ich folglich etwas weniger wachsam, was ich auch für nicht verwerflich halte, denn niemand kann durchgehend mit höchster Konzentration handeln.
Eine gewisse Grundwachsamkeit ist aber stets notwendig. Andernfalls kann das weitreichende Konsequenzen mit sich bringen, egal ob man sich im Straßenverkehr, auf dem Fußballplatz oder irgendwo anders befindet.
Und ich glaube, dass der obige Vers aus dem Markusevangelium auch in diese Richtung zu verstehen ist. Jesus sagt diesen, nachdem er das Gleichnis vom abwesenden Hausherrn erzählt hat. Der Hausherr verreist und überlässt die laufenden Arbeiten in seinem Haus seinen Knechten. Er verrät seinen Knechten aber nicht, wann er wiederkommen wird. Daher sollen die Knechte stets wachsam sein, denn der Hausherr kann jederzeit wiederkommen und möchte seine Knechte dann nicht schlafend antreffen.
Mit diesem Gleichnis möchte Jesus nicht sagen, dass wir nie schlafen sollen. Es geht vielmehr um die geistliche Dimension unseres Lebens. Wir sollen wachsam sein, indem wir im Glauben und in der Hoffnung auf die Wiederkunft von Jesus lebendig bleiben. Wir sollen wachen und uns vor geistlichen Gefährdungen und Fallstricken hüten. Es gilt, die Intensität des Glaubens beizubehalten. Wer hingegen schläft, wird träge und faul, und ist damit nicht bereit für die Wiederkunft Jesu.
Was bedeutet dies für unser Leben? Ich glaube nicht, dass wir uns jeden Tag für Jesus komplett auspowern sollen. Wir würden zwangsläufig an unsere Grenzen stoßen und unsere Gesundheit aufs Spiel setzen. Jesus möchte nicht, dass wir unverantwortlich handeln, sondern dass wir wachsam sind. Und genau so, wie wir im Alltag unterschiedliche Grade an Aufmerksamkeit aufwenden, so ist dies auch in unserem geistlichen Alltag.
Wir können für Jesus arbeiten, wir können aber auch in ihm ausruhen. Wir können Zeit alleine mit ihm verbringen, aber auch in der Gemeinschaft mit anderen Menschen. Wir können etwas Entspanntes in seiner Gegenwart machen, aber auch gemeinsam mit ihm hochkonzentriert arbeiten. Ich glaube, dass der Schüssel dabei ist, Jesus in alle diese Dinge mit hineinzunehmen. Das ist ein „wachsamer“ Lebensstil, der langfristig Früchte trägt.
Daher ist es mein Anliegen für uns als Gemeinde, dass wir immer mehr einen wachsamen Lebensstil entwickeln.
dass wir uns nicht in einen geistlichen Aktio nismus verstricken, sondern aus der bewussten Gegenwart von Jesus Christus heraus handeln.
dass wir aber auch nicht träge werden und uns auf die faule Haut legen, sondern unsere Kapazitäten für Jesus einsetzen. Denn das ist es, was wirklich wachsam ist und was Jesus sich von uns wünscht.
Ich wünsche euch allen einen „wachsamen“ und gesegneten März!
Matthias Lederich