Mich hat in den letzten Wochen das Wort „Vertrauen“ ganz neu beschäftigt. Was bedeutet das eigentlich? Wie macht man das? Warum kann man es manchmal nicht?
Vertrauen fängt ja schon bei ganz banalen, alltäglichen Dingen an: Ich vertraue z.B. darauf, dass die Müllabfuhr kommt und ich mir keine Gedanken darüber machen muss, wie ich die gelben Säcke loswerde. Ich vertraue darauf, dass auch das nächste Mal, wenn ich den Wasserhahn aufdrehe, noch Wasser herauskommt. Genauso vertraue ich darauf, dass ich mich noch daran erinnern werde, wie man Auto fährt, wenn ich mich morgen früh wieder hinters Steuer setze.
Vertrauen hat also etwas damit zu tun, dass ich Ruhe über eine Sache habe, weil ich mir keine Gedanken und Sorgen darüber machen muss.
In der Bibel ist an über 200 Stellen die Rede von „vertrauen“. Das Buch, in dem dieses Wort mit Abstand am meisten vorkommt, sind die Psalmen. Dort wird unterschieden zwischen denen, die Gott vertrauen und denen, die ihr Vertrauen auf etwas anderes setzen. Es wird ermutigt, Gott zu vertrauen und bei ihm Sicherheit zu suchen, sich an ihn zu wenden und auf ihn zu verlassen. Man könnte vielleicht fragen, warum?
Ganz entscheidend bei diesem Thema „vertrauen“ ist das Objekt, auf das das Vertrauen gerichtet ist: Wem oder was spreche ich diese Macht zu, mir Sicherheit zu geben? Und ist das berechtigt? Mein Vertrauen in die Müllabfuhr, gründet sich da ganz einfach auf meine Erfahrungswerte. Ich habe es noch nie erlebt, dass sie nicht gekommen ist oder nur den Müll der Nachbarn eingesammelt hat. Ich habe auch noch nie jemanden in meinem Umfeld sich über solches Verhalten beschweren hören. Das könnte in anderen Ländern anders aussehen, aber hier hat die Müllabfuhr mein absolutes Vertrauen. Und sie haben schon so oft durch ihr treues Verhalten bewiesen, dass dieses Vertrauen berechtigt ist. Sie sind vertrauenswürdig. Also lege ich das Thema Müll getrost in ihre Hände.
Auch Gott hat sich eigentlich schon vollkommen als vertrauenswürdig bewiesen. Es gibt unzählige Berichte über ihn, seine Allmacht, seine Liebe, seine Allwissenheit, seine Nähe, sein Antworten, seine Treue. Die Liste ist lang und einiges davon habe ich schon am eigenen Leib erfahren. Und doch schleichen sich hier schnell mal Zweifel ein. Besonders, wenn Gott einen warten lässt oder wenn Dinge nicht so laufen, wie man es von Gott erbeten hatte.
Ein Lehrer von Ethnos360 hat gesagt: „Wir neigen dazu, Gottes Vertrauenswürdigkeit an unseren Umständen zu messen, anstatt unsere Umstände an Gottes Vertrauenswürdigkeit.“ Wir Menschen sind recht schnell dabei, Gott zu hinterfragen, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und den Glauben zur Seite zu schieben. Menschen, die nicht an Gott glauben, reagieren im Angesicht von Katastrophen und Leid manchmal mit Spott.
Es gibt eine Stelle im Buch von Matthäus (27,43), wo Jesus am Kreuz hängt und die Hohen Priester, Schriftgelehrten und Ältesten sagen: „Er vertraute auf Gott, der rette ihn jetzt, wenn er ihn liebt.“ Wie auch einige weitere Dinge in der Kreuzigungsgeschichte, stammt dieser Satz aus Psalm 22! Interessanterweise wird hier im Hebräischen ein Wort verwendet, das sonst eher selten im Zusammenhang mit „vertrauen“ steht. Seine Grundbedeutung ist nämlich „wälzen, rollen – z.B. eines großen Steines“. Die Elberfelder übersetzt hier also sehr wortgetreu „Er hat es auf den Herrn gewälzt […]“.
Ich finde, das ist ein total treffendes Bild dafür, wie sich Vertrauen manchmal anfühlt; nicht immer ist es ja so einfach wie mit der Müllabfuhr. Das kann das Vertrauen in Menschen sein, die einen verletzt haben und das kann auch Gott sein, den wir nicht immer verstehen und von dem wir uns auch manchmal enttäuscht fühlen.
Aber selbst, wenn all die anderen Eigenschaften Gottes mir vielleicht in manchen Momenten fragwürdig erscheinen, eine ist es nie: Gott ist um seinen Namen bedacht! Es gibt einen Satz, den habe ich in meiner Zeit an der Bibelschule unzählige Male gehört: „Gott hat eine makellose Erfolgsbilanz der Treue und er wird sie nicht an einem von uns ruinieren.“ Das gibt mir Mut und Sicherheit, mit allem, was mich beschäftigt zu Gott zu kommen und es auf ihn abzuwälzen. Er ist darauf bedacht, es gut zu machen und deshalb kann ich ihm in allen Dingen vertrauen. Ich brauche mir keine Sorgen machen, kann Ruhe und Frieden haben und bin frei für andere Dinge, weil ich weiß, dass ich mit meinem Leben bei ihm geborgen bin. Ich möchte uns allen Mut machen, diesen Monat neu unsere Lasten auf Gott abzuwälzen.
Gottes Segen,
Jennovi