„Wenn es aber einem von euch an Weisheit fehlt, bitte er Gott darum, und sie wird ihm gegeben werden; denn Gott gibt allen gern und macht dem, der ihn bittet, keine Vorhaltungen.“ Jakobus 1,5
In diesem Jahr beschäftigen wir uns verstärkt mit dem Thema Gebet. Ich würde behaupten, dass die Geschehnisse der letzten Wochen uns hierbei nicht ausgebremst haben, sondern womöglich sogar eher bestärkt. Ganz neu wird und wurde in unserem Land offen über Gebet und die Notwendigkeit des Gebets gesprochen.
Ein Stichwort bei dem Thema Gebet fällt dabei immer wieder: das Gebet um Weisheit! Weisheit für die Regierung, Weisheit für die Virologen und Ärzte, Weisheit für die Ämter. In diesen Tagen ist Weisheit mehr denn je gefragt. Ich denke, dass dies nicht nur diejenigen betrifft, die große Verantwortung tragen, sondern genauso jeden Einzelnen von uns. Wir müssen jeden Tag viele Entscheidungen treffen und benötigen dafür viel Weisheit.
Aber was ist Weisheit eigentlich? Grundsätzlich kann man Weisheit so beschreiben, dass sie die Fähigkeit ist, das Leben zu meistern und auch anderen Rat zu erteilen. Im biblischen Gebrauch wird zwischen zwei Richtungen von Weisheit unterschieden: zum einen im negativen Sinne die Weisheit, wie Menschen sie von Natur aus haben und für ihre Zwecke einsetzen, wenn sie sich nicht für Gott und seine Prinzipien interessieren. Im positiven Sinne bedeutet es die von Gott verliehene Klugheit und Gewandtheit. Eine Weisheit, die sich bewusst ist, dass alle guten Gedanken und Fähigkeiten von Gott kommen und nicht allein aus eigener Kraft entstehen.
Ich möchte euch dazu ein kurzes Beispiel von mir erzählen: Vor einiger Zeit war es für mich in einer sehr stressigen Woche eine Herausforderung, mir die notwendige Vorbereitungszeit für eine Andacht im Teen- und Jugendbereich zu nehmen. Irgendwie hat es in der begrenzten Zeit mit der Vorbereitung so einigermaßen funktioniert. Allerdings fehlten mir noch ein geeigneter Abschluss und ein guter Gedanke, um den Inhalt auf das eigene Leben übertragen und anwenden zu können – was in der Themenreihe über die kleinen Propheten des Alten Testaments sowieso grundsätzlich eine Herausforderung darstellt. Viel Zeit war dafür auch nicht mehr übrig. Also ging ich ins Gebet und bat Gott um die nötige Weisheit dafür.
Anschließend hatte ich den Eindruck, dass er mir die notwendige Ruhe darüber und auch einen passenden Gedanken dazu geschenkt hat. Weil die Zeit nach wie vor drängte, war dieser Punkt zu Beginn der Andacht noch nicht fertig durchdacht. In der Gruppenarbeit, die mir in diesem Fall sehr gelegen kam, hatte ich nochmal ein paar Minuten Freiraum und konnte diesen Gedanken zu Ende führen. So konnte es letztlich auch zu einem runden Abschluss kommen und ich durfte erleben, dass Gott uns gerne die notwendige Weisheit schenkt, wenn wir ihn darum bitten. Das heißt nicht, dass alles in unserem Leben immer funktionieren und gut gehen wird. Aber ich bin überzeugt, dass Gott auf unser Gebet um Weisheit reagiert und uns gerne Weisheit schenken möchte, wenn wir diese von IHM erbitten, so wie er es uns in Jakobus 1,5 zusagt.
Ich durfte dies in den vergangenen Wochen nicht nur einmal erfahren. Gerade in den aktuell so speziellen Corona-Zeiten werden wir immer wieder daran erinnert, dass alles in Gottes Hand ist und dass wir mitunter einfach ratlos sind. Eigentlich ist dies ja immer so, aber vielleicht ist es für uns mal gar nicht so verkehrt, wenn wir auch spürbar erleben, dass wir in jeder Lebenslage total von Gott abhängig sind. So werden wir womöglich mit neuer Antriebskraft ins Gebet gehen und Gott um Weisheit für jeden Tag und für jede Entscheidung bitten.
Mein Anliegen hierbei ist, dass wir es uns ganz neu zur guten Gewohnheit machen, Gott jeden Tag um die notwendige Weisheit zu bitten für die Entscheidungen, die wir zu treffen haben. Und wenn wir mal wieder an irgendeinem Punkt im Alltag hängen, dass wir kurz ins Gebet gehen und Gott um Weisheit bitten. Er möchte uns diese gerne schenken, wenn wir ihn darum bitten. Daher will ich dir Mut machen, dass du Gott regelmäßig um Weisheit bittest – ganz unabhängig von Corona und den äußeren Umständen. Wenn dies eine Lektion ist, die wir durch diese Zeit lernen, dann sind wir doch schon ein ganzes Stück weiser geworden.
Ich wünsche euch allen viel Weisheit und einen gesegneten Sommer!
Matthias Lederich