Die Katze muss weg oder wie ändere ich mein Leben?
Sein Leben zu ändern, das ist gar nicht so einfach. Viele von uns haben diese Erfahrung schon selbst gemacht. Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Wir gehen gern immer wieder dieselben ausgetretenen Pfade. Von ihnen abzuweichen und uns durchs Gestrüpp der Widerstände zu schlagen, das kostet uns Kraft und enorme Willensstärke. Dies gilt nicht nur für den Kampf gegen die gerade frisch erworbenen 5 Kilo aus der „Coronazeit“ oder unsere angeborene Trägheit. Was gute Routinen und Strukturen im Alltag angeht, das betrifft auch die großen Lebensthemen.
Wie schwer ist es, neu anzufangen, wenn wir in komplexen Lebenssystemen feststecken? Wenn unser Spielraum für Veränderungen durch äußere Faktoren drastisch eingeschränkt ist? Was, wenn wir andere durch unsere Entscheidungen enttäuschen? Veränderungen einzuleiten, das setzt viel voraus: z.B. die Überwindung unserer Angst. Selbstdisziplin. Aber auch die Kraft, Altes loszulassen oder Widerstände zu überwinden.
Wladimir Kaminer erzählt in seinem Buch „Helden des Alltags“ von seiner Nachbarin Gudrun, die ein neues Leben anfangen wollte und sich u.a. eine neue Couchgarnitur zugelegt hatte. Sie stellte alle Möbel im Wohnzimmer konsequent um. Daraufhin wurde ihr Kater Schröder plötzlich wahnsinnig und erklärte seiner Besitzerin den Krieg. Er rannte durch die Wohnung und machte überall hin, unter anderem auf die neue Couchgarnitur. Anschließend verrichte Schröder seine Notdurft auch noch in die Hausschuhe von Gudrun und brach damit das letzte Tabu „zivilisierter Haustiere“. Gudrun war verzweifelt und konsultierte einen Tierarzt. „Ich tippe, Sie haben die Möbel in Ihrer Wohnung umgestellt?“ mutmaßte der Tierarzt sofort. „Wenn Sie wollen, dass Ihre Katze wieder normal wird, stellen Sie alles wieder so hin, wie es war.“ „Das will ich aber nicht tun. Ich möchte doch ein neues Leben anfangen“, entgegnete Gudrun. „Dann besorgen Sie sich auch eine neue Katze“, riet ihr der Arzt.
Manchmal reicht es nicht, sich nur eine neue Couch zu kaufen, manchmal ist auch die Katze das Problem. Sobald wir uns zu einer Veränderung entschlossen haben, tauchen meist mehrere Katzen auf, die gern rückgängig machen möchten, was wir erreicht haben. Solche Katzen können unterschiedlich aussehen. Manchmal sind sie unserem inneren „Schweinehund“ ähnlich. Dann gibt es Menschen, denen unsere Veränderung nicht gefällt, oder die Katzen schwänzeln um uns herum in Form von Lebensumständen. Kurzum: Sein Leben zu ändern, das ist schwer.
Die Bibel spricht an verschiedenen Stellen von Neuanfängen. Dabei deckt sie schonungslos auf, dass wir Menschen mit qualitativ echten Neuanfängen ohne Gottes Hilfe überfordert sind. Wer erfolgreich neu anfangen möchte, der braucht Gottes Segen. Das hat theologisch zwei einfache Gründe.
Einmal kommt alles Leben und jeder gute Neuanfang von Gott her. In Psalm 104,30 heißt es: „Wenn du deinen Geist schickst, wird neues Leben geboren, und du erneuerst die Erde“. Und in 1. Petrus 1,23 steht: „Euer neues Leben hat keinen vergänglichen, sondern ewigen Ursprung, nämlich das lebendige und ewig bestehende Wort Gottes.“ Deshalb gehören zu jedem geplanten Neuanfang das Gebet und die Bitte um Gottes Hilfe. Er kennt uns und wird uns helfen.
Und dann redet die Bibel ganz unmissverständlich von der Sünde, die um uns herumschwänzelt, um positive Lebensveränderungen zu verhindern. Deshalb ist für jede gute Lebensveränderung Gottes Kraft maßgeblich. Er will durch seinen Heiligen Geist Veränderung ermöglichen, die nachhaltig ist. In 2.Kor. 5,17 erklärt Paulus das so: „… wer mit Christus lebt, wird ein neuer Mensch. Er ist nicht mehr derselbe, denn sein altes Leben ist vorbei. Ein neues Leben hat begonnen!“ In Christus können wir also den Katzen unseres Lebens energisch entgegentreten und ihnen ihren Platz zuweisen.
Wenn wir Dinge in unserem Leben ändern möchten, müssen wir die geistlichen Zusammenhänge sehen, die hinter Veränderungen stehen. So wenig, wie wir uns selbst retten können, was unser Heil betrifft, so wenig können wir auch allein Gutes bewirken, was unser Leben angeht. Aber mit ihm ist es möglich. Als Menschen besitzen wir die Fähigkeit Veränderungen zu initiieren und durchzuführen. Ja, wir wurden geradezu dafür geschaffen, Dinge zu verändern, also z.B. Neues zu denken, Lebensräume zu gestalten, oder uns persönlich zu entwickeln. Gott freut sich darüber, wenn wir nicht nur reagieren auf die Umstände unseres Lebens, sondern aktiv Veränderungen anstreben. Und mit Gottes Hilfe schaffen wir das. Als Vater freut er sich über jeden guten Vorsatz seiner Kinder. Aber er will nicht nur das Wollen bewirken, sondern auch das Tun. (Phil. 2, 13)
Er möchte Dir bei notwendigen guten Veränderungen helfen. Das ist eine gute Nachricht für uns und eine schlechte für unsere Katzen.
Bastian Meyer, Pastor FeG Extertal