„Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR.“
Sacharja 2,14
Liebe Leser!
Das ist doch mal ein ermutigender Vers aus dem Buch des Propheten Sacharja: Gott kündigt an, zu den Menschen zu kommen und bei ihnen zu wohnen und fordert diese deshalb zu Freude und Fröhlichkeit auf. Er spricht hier seine Tochter Zion an – ein Ausdruck, der einige Male in der Bibel auftaucht. Doch was ist damit eigentlich genau gemeint? Der Ausdruck „Zion“ an sich meint den Bergrücken, auf dem Jerusalem erbaut wurde. Meistens ist es in der Bibel aber so, dass der Name Zion für Jerusalem als Stadt gebraucht wurde. Dass Gott seinen Blick auf dieser Stadt hat, wird eindrucksvoll durch den häufig verwendeten Zusatz „Tochter“ zum Ausdruck gebracht. Jerusalem und die Einwohner dieser Stadt liegen Gott im besonderen Maße am Herzen. Nicht umsonst ist es so, dass der Zion der Ort ist, den Gott erwählt hat und in dem er wohnt. Sichtbares Zeichen hierfür war der Tempel.
Diese Zusage ist umso erstaunlicher, wenn man die Zeit betrachtet, in der diese Zusage gegeben wurde. Sacharja ist gemeinsam mit Haggai vor allem in den Jahren 520-518 v.Chr. aufgetreten, um das Volk dazu zu ermutigen, den Tempel als Gottes Wohnung wieder herzurichten. Das Volk war mit seinen Gedanken nämlich vielmehr bei den eigenen Häusern und dem eigenen Besitz. Der Tempel – und damit das Anliegen Gottes – wurde vernachlässigt. Ihre persönlichen Anliegen waren ihnen wichtiger.
Ist es nicht so, dass wir bei uns ähnliche Muster erkennen, wenn wir ehrlich zu uns selber sind? Die Gefahr und die Geschäftigkeit in der Weihnachtszeit sind groß: Geschenke wollen besorgt werden, das Weihnachtsgeschäft auf der Arbeit steht an, die Weihnachts-Deko will aufgebaut werden. Und darüber hinaus steht auch das Thema Corona nicht still: Impfung, 3G, 2G, 2G+, mögliche Kontaktbeschränkungen… Solche und andere Gedanken treiben uns um und wühlen uns mitunter auch mal auf.
Spielt in all diesem das Anliegen Gottes, dass Menschen von der rettenden Botschaft Jesu Christi erfahren und in dieser wachsen, die zentrale Rolle? Mir geht es ehrlich gesagt oft leider nicht so. Natürlich spielen Gemeindeveranstaltungen eine Rolle. Ich weiß um Weihnachten und dass „Advent“ Ankunft bedeutet. Aber dass die Weihnachtsbotschaft oft an erster Stelle steht, kann ich leider nicht ehrlich von mir behaupten. Es ist wie bei den Menschen zu der Zeit Sacharjas: Die persönlichen Anliegen haben mehr Priorität als das Anliegen Gottes.
Was hat die Kraft, uns Menschen aus dieser Spirale rauszuziehen? Es ist Gott selber! Das war in der Zeit Sacharjas so und ist auch heute noch so. Gott hat sein Kommen verheißen und zugesagt. Und das Ganze völlig unabhängig davon, ob die Menschen dazu bereit waren. Als Gott seinen Sohn Jesus Christus gesandt hat, waren viele Menschen darauf auch nicht vorbereitet. Dennoch hat Gott Gnade geschenkt und ist in Jesus zu uns gekommen, um uns Rettung zu schenken. Wer Jesus persönlich in sein Herz aufnimmt, der nimmt die freimachende Kraft in Anspruch, wirklich aus dem Kreisen um sich selbst und um die eigenen Anliegen ausbrechen zu können; auch wenn wir Menschen hin und wieder in dieses Muster zurückfallen mögen.
Denn Jesus wünscht sich, dass wir in unserem Leben uns immer mehr um ihn drehen. Er ist nämlich der Einzige, in dem alle Bedürfnisse erfüllt werden können; der das selbstzentrierte Kreisen stoppen kann. Jedes Kreisen um sich selbst und die eigenen Anliegen ist ein Hinweis darauf, dass Jesus in diesen Anliegen noch nicht gefunden wurde. All das Treiben der Menschen in dieser Weihnachtszeit schreit nach Erlösung und dem rettenden Anker in Jesus Christus. Es wird nach Geschenken und Lösungen gesucht, aber das wirklich frei machende Geschenk, weshalb Weihnachten überhaupt gefeiert wird, wird leider übersehen. Und das ist das eigentliche Dilemma an Weihnachten.
Deshalb will ich uns an dieser Stelle Mut machen, uns bewusst um Jesus zu drehen in dieser Zeit. Mit wachem Blick durchs Geschäft zu gehen und diesen nicht nur auf den Einkaufszettel zu werfen. Vielleicht bringt eine helfende Hand hier oder ein ermutigendes Wort dort einen Gedankenanstoß Richtung Jesus in Gang, oder ein stilles Gebet für den hektischen Mann vor einem an der Kasse. Und vielleicht schenkt Gott auch Möglichkeiten, über die Botschaft von Weihnachten ins Gespräch zu kommen.
Jesus wünscht sich, dass wir uns von ihm in dieser Zeit leiten lassen. Er hat sich von unserer Sünde umkreisen lassen und diese auf sich genommen, damit wir mit freiem Blick auf ihn und seine Anliegen durchs Leben gehen können. Lasst uns davon Gebrauch machen und ein Botschafter für ihn sein! Dann wird es uns hoffentlich auch nicht schwer fallen, uns zu freuen und fröhlich zu sein, denn Gott ist durch Jesus bei uns eingezogen und wohnt in uns. Er möchte dies auch gerne bei den Menschen in unserem Umfeld tun.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine frohe und gesegnete Weihnachtszeit, in der wir uns um Gottes Anliegen drehen mögen!
Matthias Lederich