Prüfen erfordert Weisheit. Weisheit und auch das Leben an sich sind so komplex, dass es in der Bibel ein ganzes Buch gibt, dass sich vor allem mit der Weisheit beschäftigt. „Prüft alles“ bezieht sich hier auch auf die im vorangegangenen Vers erwähnte prophetische Rede. Gott spricht zu uns, auch durch andere, aber die Unterscheidung und Prüfung erfordert Verständnis und Weisheit, auch bezüglich einem selber. Eine Botschaft kann nämlich durchaus unterschiedlich aufgenommen und eingeordnet werden, je nachdem, wer sie hört. Die Interpretation der Botschaft hängt stark von der Geschichte und dem Denken des Hörenden ab. Zum Beispiel lehnen wir manchmal Botschaften Gottes ab, weil er wunde Punkte anspricht.
Darum ist es notwendig, nicht nur alles um mich herum zu prüfen, sondern auch mich selbst. Wir sehen diese Haltung auch beim Beter des Psalms 139: „Erforsche mich Gott und erkenne mein Herz! Verstehe mich und begreife, was ich denke!“ Eine andere Übersetzung sagt: „…wie ich‘s meine“. Weiß der Psalmist das denn nicht selber? Anscheinend ist es nicht immer so klar, was unser Herz will. Jesus nennt an einigen Stellen das Herz als die Quelle für Gutes und Böses (Lukas 6,45). Das menschliche Herz ist nach biblischer Auffassung der Sitz des Denkens und Urteilens, des Planens und Wollens, das, was einen Menschen im Inneren ausmacht. Gerade am Jahresanfang überprüfen viele nochmal, was ihnen wichtig ist, was sie verändern, was sie beibehalten wollen und auch, was sie wirklich wollen. Finden diese Überlegungen dann in ihrem Verhalten und Leben einen Ausdruck? Offensichtlich nicht immer. Denn das eigene Herz zu erforschen und Gutes dann auch beizubehalten ist nicht eben leicht. Jeremia nennt das Herz (in Jer. 17,9) trügerisch und voller Abgründe und fährt fort, dass nur der Herr das Herz erforschen und Menschen prüfen kann. Wie kann man sich dann selber prüfen? Am besten im Gespräch mit Gott, demjenigen, der uns geschaffen hat und uns durch und durch kennt.
Pete Greig stellt in seinem Buch „Einfach Gott hören“ eine alte Gebetsform vor, das Examen, auch Gewissenserforschung genannt. Es wurde im 16. Jahrhundert durch die Jesuiten als Werkzeug zur Selbstprüfung und für geistliches Wachstum bekannt und umfasst im Wesentlichen die folgenden vier Teile: betendes Nachdenken über das, was man am Tag (das Examen wurde oft als Abendgebet verwendet) erlebt und getan hat, das bewusste Wahrnehmen oder Nachdenken darüber, wie und wo man Gottes Gegenwart und Beweise seiner Güte erlebt hat, das Benennen und Bereuen der Verfehlungen des Tages (Sündenbekenntnis) und das Hinwenden zu Gott mit der Bitte um seine Hilfe für den kommenden Tag und Schutz für die Nacht.
In Matthäus 15 erklärt Jesus, dass das Herz auch entscheidend ist für unsere Beziehung zu Gott (es macht rein oder unrein). „Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken“ und Handlungen. Wie gut, dass Gott unser Herz kennt und wir durch den Sühnetod von Jesus trotz unserer Herzen zu Gott kommen können und uns im Licht seiner Liebe betrachten und Stück für Stück Veränderung geschehen kann. Echte Veränderung beginnt im Herzen.
Und im Gespräch mit Gott.
Herzliche Grüße
Johann Schick