Prüft alles und das Gute behaltet! „Freut euch immerzu! Betet unablässig! Dankt Gott für alles!… Unterdrückt nicht das Wirken des Heiligen Geistes! Missachtet die prophetische Rede nicht! Prüft aber alles und behaltet das Gute!“ – So hört sich das an, wenn Paulus am Ende des 1. Thessalonicherbriefes noch mal eben einige wichtige Ratschläge an die junge Gemeinde weitergeben will. Kurze Sätze mit viel Inhalt.
„Prüft alles!“, ist zunächst ein Aufruf zur Offenheit; schau dich um, was ist da? Die ganze Welt ist durchdrungen von der Herrlichkeit des Herrn, und man findet Weisheit, wo man sie manchmal nicht vermutet. Aber wir sind nicht in einer gemächlichen Situation im Supermarkt und schauen uns in Ruhe die große Auswahl der Brotaufstriche an. Würde man hier alles prüfen, würde man auch zweifelsohne dick. Im Gegenteil, Paulus spricht von einem geistlichen Kampf, in dem sich die Nachfolger Christi befinden. Wir kämpfen nicht gegen andere Menschen, „Fleisch und Blut“ ist die Sprache der Bibel dafür. Der tägliche Kampf findet in unseren Köpfen und Herzen statt. Auch im Thessalonicherbrief ruft Paulus dazu auf, wachsam und nüchtern zu sein. Wir sollen unser Denken von Gott verändern lassen, Sachen wirklich durchdenken und hinterfragen, denn es gibt einen Feind, der Lügen verbreitet. Jesus selber nennt ihn den Vater aller Lügen. Und in einer gefallenen Welt verbinden sich diese kleinen Lügen, oder Ideen, also Annahmen über die Realität, die nicht der Wahrheit entsprechen, in uns selber mit dem, was die Bibel das „Fleisch“ nennt. Das, was in jedem Mensch drin steckt an Selbstsucht, Geltungsdrang und anderem, unsere Grundtriebe zur Bedürfnisbefriedigung. Und das alles geschieht in einer Welt, in der kleine Lügen, die sich in Köpfen festsetzen, zur Norm werden. Rücksichtslosigkeit wird als Durchsetzungsvermögen wertgeschätzt, lügen nennt sich dann „beschönigen“, Geiz ein kluger Umgang mit den eigenen Ressourcen und Egoismus wird als Achtsamkeit verkauft. John Mark Comer fasst die Arbeitsstrategie des Teufels folgendermaßen zusammen: Trügerische Ideen (Lügen) stimulieren verkehrte Wünsche („Fleisch“) in uns, die in einer sündigen Gesellschaft zur Norm werden („die Welt“).
Gegen die gesellschaftliche Norm sich zu wenden, die versucht alles eher in Graustufen zu sehen und sich scheut, Böses beim Namen zu nennen, steht Jesus‘ klarer Anspruch: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Deshalb sollen wir unser Leben als „Kinder des Lichts“ führen. „Prüft alles und das Gute behaltet“ hat also nicht die Belanglosigkeit eines Supermarkt Einkaufes, prüft alles, auch wenn es unbequem und zeitaufwendig sein kann.
„Prüft alles“ ist eine Herausforderung, die Fragen zu stellen: Was steckt dahinter, welche Motive und Annahmen? Passt es dazu, wie Jesus Menschen und die Welt gesehen hat? (Bin ich in der Lage, meine eigenen Vorannahmen und Wertfeststellungen von der Bibel hinterfragen zu lassen?)
Das betrifft übrigens auch den Umgang mit anderen Gläubigen. An den Früchten sollen wir feststellen, wie jemand wirklich ist. Dabei sollen wir das Gute behalten, nicht uns den oder die Beste rauspicken, wählen, was uns gefällt; nicht einen Lehrer oder Prediger gegen den anderen ausspielen, sondern uns fragen, wie kann der andere meinen Glauben bereichern, was kann ich von anderen lernen? Statt zu nörgeln und zu verurteilen,sollen wir uns auf das Gute fokussieren.
Und zuletzt ist auch der zweite Teil eine Herausforderung: „Das Gute behaltet!“ Wie oft habe ich etwas als gut erkannt und es dann wieder in Vergessenheit geraten lassen. Das reicht von gesundem Frühstück oder Sportroutine bis zu geistlichen Übungen, die mir richtig gut taten. Und trotzdem schleichen sich alte Gewohnheiten wieder ein. In der heutigen Zeit haben es gute geistliche Gewohnheiten wie Stille, Bibel studieren, Bibelverse meditieren/durchbeten, gemeinsam Gott loben, einen ganzen Tag zum Ausruhen… schwer. Wir haben es zu eilig.
Insgesamt also eine riesige Herausforderung für das neue Jahr 2025, alles zu prüfen und das Gute wirklich zu behalten und zu leben. Alleine geht es auch nicht und das hat Paulus auch nicht so gedacht. „Unterdrückt nicht das Wirken des Heiligen Geistes und miss- oder verachtet die prophetische Rede nicht!“, stellt Paulus hier in einen direkten Zusammenhang mit dem Prüfen. Die prophetische Rede, egal ob es durch die Ermutigung eines Mitchristen oder Gottes leise Stimme beim Beten oder mitten im Alltag ist, bezeichnet Gottes Reden in konkrete Situationen hinein. Freut euch, betet und dankt – und hört zu und lasst den Heiligen Geist wirken, damit wir lernen können zu prüfen und das Gute wirklich zu behalten.
Johann Schick