Epheser 2,19 Deshalb seid ihr nicht länger Fremde und ohne Bürgerrecht, sondern ihr gehört zu den Gläubigen, zu Gottes Familie.
Manchmal erlebt man als Pastor „Sternstunden“; Momente, in denen man Gottes Wirken erfährt und begreift, was für ein ungeheures Geschenk Gemeinde sein kann. Wenn ich da zurückblicke, stelle ich fest, fast immer hatten diese Momente etwas mit erlebter Gemeinschaft zu tun.
Da sitze ich mit Menschen in einer Selbsthilfegruppe zusammen. Man teilt Freud und Leid, spricht in schonungsloser Offenheit miteinander, und Gott ist da. Da verlässt ein Hauskreis im Gespräch die ausgetretenen Pfade und es kommt zu einer echten Begegnung, zu einem tiefen Austausch, und man betet miteinander. Da besuche ich einen schwerkranken Menschen und wir feiern gemeinsam, in alle Aussichtslosigkeit hinein, das Abendmahl.
Jesus hat seinen Jüngern ins Stammbuch geschrieben: „Da wo zwei oder drei beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Gelebte Gemeinde, also echte christliche Gemeinschaft, ist die Hoffnung für die Welt. Daran glaube ich wirklich.
Wenn wir in diesen Tagen den Extertaler Familientag feiern, dann gibt es da auch die andere Seite: schwierige Familiensituationen, fehlende Familiennetzwerke und Einsamkeit, manche Hilflosigkeit und Überforderung. Christliche Gemeinde hat durch die Liebe, die in ihr wirkt, gerade dann eine ungeheure Kraft. Sie kann uns den Platz schenken, den wir alle brauchen. Dabei geht es bei Jesu Familie nicht um Verwandtschaft oder Nationalität oder sozialen Stand. Es geht um etwas Tieferes: echte menschliche Begegnung vor Gott. Ich glaube, dass die ganze Welt diese Begegnung von Herzen ersehnt und braucht. In der Begegnung mit Jesus Christus kommen wir bei uns selbst an, und eine neue Gemeinschaft von „nicht perfekten“ Menschen wird möglich.
Das sind die echten Sternstunden. Dazu müssen wir Räume schaffen, müssen Barrieren einreißen, aber auch Masken ablegen. Anders geht es nicht. Nur im Offenbaren und Teilen unserer Sorgen und Ängste erfahren wir Gottes Gegenwart. Wer Jesus begegnet, verliert den „Fremdenstatus“ vor Gott. Wenn wir als Kinder Gottes zusammenkommen, entsteht zwangsläufig etwas Neues. Das nennen wir Gemeinde oder auch einfach nur „Familie Gottes“.
Bastian Meyer