„Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an… Matthäus 2, 10-11
Liebe Extertaler,
die Weihnachtsgeschichte ist eine „Such– und Finde – Geschichte“. Das Motiv der Suche treibt alle Akteure der Weihnachtsgeschichte an. Die Hirten suchen und finden das Kind in Windeln gewickelt. Die Weisen aus dem Morgenland suchen einen neugeborenen König und folgen dafür einem leuchtenden Stern. Maria und Josef suchen eine sichere Unterkunft und ein wenig Frieden. König Herodes sucht seine Macht zu erhalten und einen Konkurrenten möglichst früh aus dem Weg zu räumen. Alle sind auf der Suche und Gott macht bei diesem Spiel bewusst mit. Er kommt verborgen, beinahe heimlich, inkognito und lässt sich von denen finden, die Ihn von ganzem Herzen suchen. Er hat uns am Weihnachtstag schon damals auf eine Fährte gesetzt, denn er wollte gefunden werden. Der Weg, den er dafür wählte, war ohne Frage ungewöhnlich. Wir Menschen versuchen Gott seit Jahrtausenden in seiner Schöpfung erkennen und durch Forschung und Erkenntnis seinem Geheimnis näherkommen, aber nur in diesem Kind offenbart er sich uns persönlich, über alle Wissenschaft und Vernunft hinaus.
Die Suche nach dem Sinn, nach der Wahrheit, wurde der Menschheit in die Wiege gelegt. Wo kommen wir her, wo gehen wir hin? Welche Prinzipien des Lebens und der Schöpfung gilt es zu verstehen? Antrieb für alles wissenschaftliche und philosophische Arbeiten ist die Suche nach der Wahrheit hinter allen Dingen. Sterne spielten dabei schon immer eine Rolle. Es waren die Mesopotamier, die sich zum ersten Mal über die Astrologie hinaus Gedanken gemacht haben über die Bedeutung der Sterne. Sie begründeten damit die moderne Astronomie, die uns heute sogar einen Einblick geben kann über die Ursprungszeit des Universums. Der Blick durchs Teleskop ist wie ein Blick in die Vergangenheit. Anhand der Sterne können wir vieles verstehen.
In der Vergangenheit dienten die Sterne aber vor allem als Orientierungshilfe. Die Seefahrer der frühesten Zeit orientierten sich an den geheimnisvollen Himmelslichtern. Die Polynesier z.B. navigierten schon vor Jahrtausenden anhand der Sterne und besiedelten so die Inseln des Pazifiks. Für sie waren die Sterne ihre Karte, die sie sicher zu neuen Ufern geleiteten.
Das Sterne uns Orientierung geben können, fand sehr bald auch Eingang in unseren Sprachgebrauch. Wenn wir glücklich sind, so sprechen wir davon, dass „die Sterne uns geneigt sind“, oder wir unter einem „guten Stern“ unterwegs sind. Oder wir sagen, dass wir einem „Leitstern“ folgen und meinen damit einen Gedanken oder Menschen, der uns Orientierung gibt in unserem Leben.
Für uns Christen bleibt unser Herr Jesus Christus der große Leitstern unseres Lebens. Er ist der „Stern, auf den wir schauen“, wie es der Liederdichter Adolf Krummacher 1857 getextet hat. Er wollte sich von uns suchen und finden lassen im Stall von Bethlehem und wer Ihn findet, dem erstrahlt ein Leitstern für das ganze Leben.
Wenn dieses unruhige und beängstigende Jahr 2020 zu Ende geht, so gehen unsere Blicke empor zum gekreuzigten und erhöhten Christus. Er hält die ganze Welt in seiner Hand. Er ist Anfang und Ziel der Schöpfung. Er ist der Urgrund aller Erkenntnis. Unser wunderbarer Ratgeber. Und wenn wir im Dunkeln tappen und uns unser Weg nicht klar ist, so schauen wir im Gebet auf ihn. Wer auf diesen Leitstern schaut, der verliert alle Angst und Ruhelosigkeit. Wer sich an ihm orientiert, der erreicht das Ziel, dem tun sich neue Lande auf.
Um das zu erkennen, müssen wir keine Wissenschaftler sein und nicht Philosophie studiert haben. Jedes Kind kann den Stall von Bethlehem betreten. Eintreten darf jeder, der im Glauben dieses Geheimnis zu fassen vermag. Das Wunder sehen darf jeder, der sich persönlich aufmacht dem Stern zu folgen. Und das gilt auch für das Jahr 2021: Wenn wir ihn von ganzem Herzen suchen, wird er sich von uns finden lassen.
Seit Weihnachten ist diese Welt nicht mehr in der Finsternis. Über uns erstrahlt der Stern von Bethlehem und in unseren Herzen das Licht der Welt.
Ich wünsche uns allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest 2020.
Euer Bastian am 24. Dezember 2020