Die Geschichte der Emmaus-Jünger gehört zu den bewegendsten Erzählungen der Bibel. Zwei entmutigte Nachfolger Jesu sind auf dem Heimweg, ihre Hoffnung liegt nach der Kreuzigung in Trümmern. Doch dann geschieht etwas Unerwartetes: Ein Fremder gesellt sich zu ihnen, hört zu, fragt nach und erklärt ihnen die Schrift. Sie erkennen erst, dass es Jesus ist, als er das Brot bricht – doch in diesem Moment ist er verschwunden. „Brannte nicht unser Herz in uns?“, fragen sie sich und einander, als sie diese ganze Begegnung reflektieren. Sie merken, dass da etwas war, das beide während dieser Begegnung erfahren hatten.
Dieses Brennen im Herzen ist die Erfahrung, die alle kennen, die Gottes Reden ganz persönlich erfahren haben. Es ist mehr als ein Gefühl und kein bloßes körperliches Symptom. Es ist etwas, was uns ganz tief in unserem Innersten trifft. Es ist die Erfahrung, die Menschen versuchen in Worte zu fassen, wenn sie über ihre Bekehrung sprechen. Es ist das Erkennen, dass Jesus lebt, dass sein Wort Kraft hat, dass es nicht nur eine allgemeine Wahrheit ist, sondern mich betrifft. Die Jünger hatten die richtigen Informationen, aber erst die Begegnung mit Jesus selbst hat sie verändert. Es war nicht ihr Wissen, sondern die Begegnung mit dem Auferstandenen, die ihr Herz neu entflammte, ihnen Hoffnung und Kraft und Mut gab, von diesem Auferstandenen zu erzählen. Vielleicht geht es uns manchmal ähnlich wie den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus. Enttäuschungen, Zweifel oder die alltägliche Routine lassen unseren Glauben erkalten. Aber Jesus ist da, er geht mit uns, selbst wenn wir ihn nicht sofort erkennen. Er ist da, und sein Wort hat die Kraft, unser Herz neu zu entfachen, Hoffnung zu schenken und Kraft auch auf dem herausfordernden Weg der Liebe zu gehen, statt den Abkürzungen der Sünde zu folgen.
Ostern erinnert uns daran, dass Jesus nicht im Grab geblieben ist. Er lebt, er geht mit uns und er spricht zu uns – durch sein Wort, durch Menschen, durch Erlebnisse, die uns näher zu ihm bringen. Die Frage ist: Lassen wir uns von ihm ansprechen? Öffnen wir unser Herz für sein Reden? Sind wir ganz da, lassen uns auf ein Gespräch mit ihm ein, nehmen uns Zeit und hören zu, bis seine Worte durchdringen und unser Herz Feuer fängt?
Ich wünsche uns, dass die Zeit nach Ostern geprägt ist von vielen Begegnungen mit dem Auferstandenen und wir immer wieder (neu) von ihm angesprochen, ermutigt und korrigiert werden, damit er nicht nur für uns, sondern auch für andere greifbar wird. So dass vielleicht auch andere Menschen aus unserem Umfeld wie auch die Emmaus Jünger sagen: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?“ Weil sie durch Christus in uns, seine Geduld in uns, seiner Hoffnung trotz unserer Schwäche und seiner Liebe in uns dem Auferstandenen Jesus begegnen.
Johann Schick