Der Beginn dieses Sommers erinnert uns nicht unbedingt an ein „Sommermärchen“. Wenn diese Zeilen erscheinen, mag das Wetter vielleicht anders aussehen, aber meine Erwartungen an diesen Sommer waren bisher geprägt von der EM im eigenen Land, Grillen bei schönem Wetter und, nachdem die Kinder im Bett sind, die warmen Abende und Nächte auf der Terrasse genießen. Doch stattdessen schreibe ich dieses Editorial bei Wetter, das stark an Herbst erinnert. Es nieselt, und es sind 15°C.
Auch im Glaubensleben können enttäuschte Erwartungen dazu führen, dass wir uns zurückziehen oder nur das Nötigste tun. Statt Freude, Leben und Leidenschaft treiben uns dann Durchhalteparolen, ein schlechtes Gewissen oder Appelle an. So könnte man auch 1. Korinther 15,58 verstehen: „Meine lieben Brüder und Schwestern, haltet am Glauben fest! Seid unerschütterlich! Setzt euch mit aller Kraft für die Sache des Herrn ein! Ihr wisst ja: Was ihr für den Herrn tut, ist nicht vergeblich.“
Es gibt Zeiten im Glauben, in denen wir uns neu sortieren müssen und treu an Jesus festhalten, ohne große Luftsprünge zu machen. In solchen Zeiten haben wir oft viele Fragen – sei es durch Krankheit oder die Trauer um einen geliebten Menschen. Wenn solche Zeiten und Prozesse jedoch zu einer grundsätzlichen Einstellung werden, verliert der Glaube an Jesus seine Gestaltungs- und Strahlkraft. Etwas Wesentliches fehlt. Dieser Vers von Paulus ist nicht eine bloße Aufforderung, sich mehr Mühe zu geben. Es ist der logische Schluss für Paulus, nachdem er sich vor Augen geführt hat, dass Jesus lebt, heute lebt und welche Konsequenzen die Auferstehung mit sich bringt. Dieser Aufforderung gehen die ermutigenden Verse voran: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Der Stachel des Todes ist die Sünde. … Dank sei Gott! Denn er schenkt uns den Sieg durch unseren Herrn Jesus Christus.“
Der Grund für Paulus‘ Einsatz, der ihn an persönliche Grenzen und bis an die Grenzen der damaligen Welt und durch alle möglichen Herausforderungen und Rückschläge getragen hat, war das Bewusstsein, dass Jesus nicht nur auferstanden ist, um uns ein Ticket in den Himmel zu lösen. Jesus bringt das Leben und lässt uns Anteil haben an seinem Sieg über den Tod. Damit ist der letzte Feind des Menschen bezwungen, und wir können trotz Rückschlägen, Enttäuschungen und anderen Herausforderungen mutig Jesus folgen, da nicht unsere Niederlagen, sondern Jesus‘ Sieg das letzte Wort haben wird. Paulus lässt diese Botschaft sein ganzes Leben durchdringen. Durch seinen Blick auf Jesus und die Veränderung, die die Auferstehungskraft in das Leben von Menschen bringt, wird er selbst als Mensch verändert. Statt ein Eiferer, der Menschen verfolgt, verkündigt er das Leben und wird dadurch zum Verfolgten, doch die Hoffnung der Auferstehung durchdringt auch diesen schweren Teil seines Lebens. Diese Gewissheit führt dazu, dass Paulus selbst aus einer Gefängniszelle heraus die Gemeinde in Philippi dazu auffordert, sich zu freuen (Philipper 4,4-6). Paulus ist dabei nicht weltfremd, sondern sich der Nähe des Auferstandenen bewusst und weiß, dass Jesus ihn auch durch die vor ihm liegenden Herausforderungen begleiten wird.
Lasst uns also die Ruhe der Sommermonate, unsere Urlaube und Zeiten der Erholung nutzen, damit die Wahrheit der Auferstehung uns in unseren Umständen verändert. Lasst uns die Nähe zu Jesus suchen, auf ihn hören und unser Leben im Licht seiner Auferstehung sehen.
Mögen diese Zeilen Euch ermutigen, auch in schwierigen Zeiten in die Gegenwart des Auferstandenen zu fliehen, um Euch von Ihm erneuern zu lassen, sodass im neuen Halbjahr die Worte aus 1. Korinther 15,58 nicht ein bloßer Appell sind, der Druck oder ein schlechtes Gewissen verursacht, sondern zu einer Ermutigung werden, auch in schwierigen Zeiten festzuhalten und durchzuhalten. Mögen diese Worte Euch in die Nähe unseres auferstandenen Herrn führen, sodass Ihr bei ihm Ruhe, Trost, aber auch Ermutigung und eine neue Ausrichtung und Perspektive findet.
„Meine lieben Brüder und Schwestern, haltet am Glauben fest! Seid unerschütterlich. Setzt euch mit aller Kraft für die Sache des Herrn ein! Ihr wisst ja: Was ihr für den Herrn tut, ist nicht vergeblich.“
Johann Schick