Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren. Phil 4, 7
Wie oft wurde uns dieses Friedens – und Segenswort aus Philipper 4, Vers 7 schon nach einem Gottesdienst zugesprochen? Aber nur, weil ich etwas oft höre, heißt das ja nicht, dass ich es auch wirklich verstanden habe. So erging es mir. Wieso ist der Friede Gottes eigentlich höher als alle Vernunft? Die Vernunft ist doch erstens ein erfahrungsgemäß solider Begleiter und zweitens, wie könnte der Friede Gottes ein besserer Ratgeber als die Vernunft sein?
Für eine Antwort auf diese Frage müssen wir zurück schauen in die Entstehungszeit des Briefes. Paulus schrieb diese Worte an die Gemeinde in Philippi. Die Gemeinden des 1. Jhds. n.Chr. durchlebten schwere Zeiten. Überall im Römischen Reich flammten Verfolgungsfeuer auf. Paulus lag selbst in Ketten, als er diese Worte schrieb. Nach den Gesetzen der Vernunft war nicht damit zu rechnen, dass die Gemeinde Jesu all das überstehen konnte. Aber es gibt eben etwas Höheres als die menschliche Vernunft. Etwas, das sie um Längen „überragt“.
Paulus will dabei die Vernunft nicht abwerten. Ihre Stellung ist hoch einzuschätzen. Vernunft ist die geistige Fähigkeit des Menschen, Einsichten zu gewinnen, sich ein Urteil zu bilden, die Zusammenhänge und die Ordnung des Wahrgenommenen zu erkennen und sich in seinem Handeln danach zu richten. Sie ist eine Gabe Gottes, die uns oft von Aberglauben oder falschem Denken und Verhalten befreit hat. Seit der Aufklärung übt die Vernunft einen maßgeblichen Einfluss auf das Denken der Menschen aus. Aber die Vernunft hat auch ihre
Tücken. Sie ist begrenzt auf unsere menschliche
Perspektive. Sie durschaut nicht alle Zusammenhänge. Und damit greift sie zu kurz und ist nicht immer der beste Ratgeber. Sie kann sogar zu einem Problem werden, wenn sie Gott und sein mögliches Handeln kategorisch ausschließt. Denn, „wer nicht an Wunder glaubt, ist eben kein Realist“. Wenn die menschliche Vernunft alles diktiert, überschreitet sie ihre Kompetenzen, die ihr schöpfungsmäßig zustehen. Am Ende kann sie uns sogar die Hoffnung rauben. Man kann aus „vernünftigen Gründen“ zu der Einsicht gelangen, dass alles umsonst und sinnlos ist. Man kann „vernunftsbegründet“ aufgeben und verloren gehen.
Paulus erinnert seine Leser deshalb daran, dass es etwas Höheres gibt als die Vernunft. Die Vernunft braucht dieses „Höhere“ an ihrer Seite: Gottes Frieden. Gott hatte im Leben des Paulus schon so viele unfassbare Dinge getan, die kein vernünftiger Mensch erklären konnte. Der Friede Gottes hatte ihn erfüllt in tiefster Hoffnungslosigkeit. Gottes Hilfe hatte alles gewendet, selbst wenn es völlig ausweglos schien. Der Apostel wusste, dass es wichtiger ist, sich mit aller Kraft auf Gott zu verlassen und nicht zu sehr auf den eigenen Verstand (Spr. 3, 5), weil wir sonst zu begrenzt denken. Denn egal, wie hoffnungslos alles scheint, Gott tut Wunder. Sein Plan des Friedens überschattet alles und durchwebt alles. Er hat sowohl die Welt und ihre Entwicklungen in der Hand, als auch mein kleines bescheidenes Leben.
Wie geht es Ihnen am Anfang des Jahres 2019? Viele Entwicklungen in Politik und Gesellschaft machen uns Angst. In manchen Fragen gehen den Vernünftigen die Antworten aus. Bei anderen Themen werden die vernünftigen Stimmen leider nicht gehört. Die Vernunft kommt mit ihren Antworten an ihre Grenzen, manchmal auch in unserem privaten Leben. Auch da gibt es Einbahnstraßen und ausweglose Sackgassen. Aber Vernunft sollte auch nie retten, denn retten kann uns nur Gottes Friede.
Er ist etwas Höheres. „Ihm jagt nach!“, sagt uns die Jahreslosung für das Jahr 2019 (Psalm 34, 15), denn sein Friede bewahrt unsere Sinne (Denken) und unsere Herzen (Emotionen) vor Angst, Hoffnungslosigkeit und Depression.
Es gibt in Wahrheit keinen vernünftigen Grund zu resignieren und nichts Vernünftigeres, als ihm ALLES zuzutrauen. Seine Möglichkeiten überragen alles. Vergessen wir das nicht!
Ich wünsche allen Lesern ein gesegnetes Jahr 2019 und auch einen hoffnungsvollen Februar. Gott segne Sie!
Bastian Meyer