Ich weiß nicht, wie es euch so erging, als ihr die obige Jahreslosung für das Jahr 2024 das erste Mal gelesen habt. Ob ihr in die Richtung dachtet: „Puh, das ist mal eine Ansage!“ Oder doch eher: „Mit dieser Jahreslosung kann ich nicht so viel anfangen – die sagt ja alles und nichts zugleich aus“. Vielleicht ging euer erster Gedanke auch in eine ganz andere Richtung. Ich jedenfalls musste zunächst mit dieser Jahreslosung etwas warm werden. Denn so grundlegend und relevant das Thema Liebe auch ist: Wenn man möchte, dann kann man sich beim Thema Liebe wunderbar hinter allgemeinen und unkonkreten Floskeln verstecken, die einen selber nicht wirklich bewegen und somit kalt lassen. Und dann wird die verändernde Kraft der Liebe im Keim erstickt.
Als Paulus diesen Vers an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat, da wusste er ganz genau, warum er das tat. Denn die Gemeinde in Korinth wird uns in der Bibel als eine Gemeinde beschrieben, in der viel passiert ist, letztlich allerdings eine Menge Missstände vorlagen: fehlender Respekt, mangelnde Unterordnung, Lagerbildung, mangelhafte Ethik, ein unreifer Umgang mit den von Gott geschenkten Gaben, selbstzentrierte Abendmahlsfeiern usw
Alle diese Themen (und darüber hinaus noch weitere) behandelt Paulus im 1.Korintherbrief. Mit viel Ausdauer bearbeitet Paulus im Laufe seines Briefes ein Thema nach dem anderen. Und dann folgt ziemlich zum Ende des Briefes wie eine Art Speerspitze der Vers aus der Jahreslosung: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“
Und das, was Paulus dadurch zum Ausdruck bringt, ist wie eine Art schallende Ohrfeige für die Gemeinde in Korinth. Denn die Korinther haben vor allem ein Problem: Es mangelt ihnen an Liebe! Und es gibt kaum ein größeres Problem für einen Christen oder eine Gemeinde, als dass die Liebe fehlt. Denn aus diesem Mangel folgen alle weiteren Probleme, die Paulus im Laufe des Briefes so gewissenhaft entfaltet hat. Paulus macht deutlich: Wenn die Liebe erkaltet, dann fehlt die Grundlage. Nicht ohne Grund hat Jesus das gesamte Gesetz Gottes im Doppelgebot der Liebe zusammengefasst: Es geht darum, Gott zu lieben und die Mitmenschen. Denn ohne Liebe wird es alles nichts.
Und so wie Paulus diesen Vers damals der Gemeinde in Korinth verschrieben hat, so ist er auch für uns heute im Jahr 2024 eine Erinnerung an die Grundlage unseres Glaubens. Denn wir Menschen brauchen Gott und seine Liebe. Und die gute Nachricht ist, dass wir diese Liebe nicht aus uns selber heraus produzieren müssen. Dazu sind wir auch gar nicht in der Lage. Sondern Gott selber ist der Ursprung der Liebe und hat uns diese Liebe auf einmalige Art und Weise in Jesus Christus gezeigt. Durch seinen Tod am Kreuz und die folgende Auferstehung streckt Gott uns die Arme entgegen und lädt uns dazu ein, dass er uns seine Liebe schenken möchte. Inwiefern wir dieses Angebot annehmen und Tag für Tag in Anspruch nehmen, liegt dann aber wieder in unserem Verantwortungsbereich. Ob wir regelmäßig die Quelle der Liebe, an die wir durch Jesus angeschlossen sind, anzapfen wollen, oder ob wir es aus eigener Kraft versuchen wollen bzw. die Liebe gar nicht annehmen möchten, weil wir dann an manchen Stellen unseres Lebens Veränderung zulassen müssten. Das Wahrnehmen dieser Verantwortung nimmt Gott uns nicht ab.
Und dass dies kein Selbstläufer ist, sehen wir ja an der Gemeinde in Korinth. Man kann mit Jesus leben und dennoch die Liebe erkalten lassen. Das ist wie in einer Ehe oder Freundschaft: Ein einmaliges „Ich liebe dich“ oder „Ich hab dich gern“ ist ein bisschen wenig. Eine Beziehung braucht es, dass sie immer wieder mit Leben gefüllt wird, sonst erkaltet die Liebe. Und genauso ist es auch bei der Beziehung zu Jesus Christus.
Und das Wichtigste, um diese Beziehung zu pflegen und die Liebe Gottes anzunehmen, ist Folgendes: Es braucht uns selber! Es braucht, dass wir es wirklich in unserem Herzen wollen, dass wir uns Gott hingeben und uns ihm zuwenden; dass wir womöglich auch ganz praktisch vor ihm niederknien und ihn um seine Liebe für ihn selber und für die Mitmenschen bitten. Und dass wir uns dabei auch gerne von Geschwistern unterstützen lassen, wenn wir es selber gerade nicht schaffen zu beten. Denn das ist die Grundlage für die Liebe Gottes, dass wir es wirklich wollen und dabei voll und ganz auf Gott selber bauen. Mehr braucht es nicht. Weniger aber auch nicht. Und dann macht Gott das schon auf seine Art und wie er es für richtig hält.
Und so will ich uns Mut machen, dass wir die Jahreslosung zu unserem Leitmotto für das Jahr 2024 machen, dass wirklich alles, was wir tun, so gut wie möglich in Liebe geschehen möge. Und da haben wir Menschen durch unsere Entscheidungen und unsere Prioritäten Einfluss drauf, auch wenn letztlich natürlich Gott der Geber der Liebe ist und bleibt. Daher lasst uns Tag für Tag uns Gott hingeben und ihm unser Leben anbefehlen! Dazu wünsche ich uns kluge Entscheidungen, durch welche Gott als Quelle der Liebe immer mehr in unserem Leben und Handeln sichtbar wird.
In diesem Sinne wünsche ich uns ein von Liebe erfülltes Jahr 2024!
Matthias Lederich