„Jeden Ort, den euer Fuß betreten wird, gebe ich euch. Wie ich mit Mose war, will ich auch mit dir sein. Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ Josua 1,9
Das hatte ich so noch nie gehört: Da las ich vor Kurzem bei einem alten Bibelausleger folgenden Satz: „Man übersieht leicht, dass Gott einen ziemlich ausgeprägten Willen hat.“ Eine sonderbare Aussage. Man kennt Menschen mit einem „ziemlich ausgeprägten Willen“. Unartige Kinder z.B., oder aber unartige Erwachsene, denen man sich entweder fügen muss, oder besser ausweicht, um größere Kollateralschäden zu vermeiden. Ein „ausgeprägter Wille“ ist in der deutschen Sprache eher ein Euphemismus für Eigenwilligkeit und Unbelehrbarkeit, nichts Gutes also. Über Gottes ausgeprägte Willensstärke hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht. Kann man das so sagen? Ich glaube schon.
Gottes Wille ist sehr stark. Wenn dieser Wille Gottes nicht so hartnäckig in der Geschichte wirken würde, wäre die Welt nie entstanden, das Volk Israel niemals ausgezogen und Jesus für uns nicht gestorben und auferstanden. Das Gute hätte schon längst vor dem Bösen kapituliert, und wir Jünger Jesu kämpften einen aussichtslosen Kampf.
Er hat einen ausgeprägten starken Willen, mit dem er auch uns konfrontiert. Wenn Gott Menschen in seinen Dienst ruft, hat er klare Vorstellungen davon, was aus ihrem Leben werden soll. Er will uns seinen Stempel aufdrücken. Sein Wille kann dabei den unsrigen regelrecht durchkreuzen. Aber sein Wille kann für uns auch ein Felsen sein, auf dem wir sicher stehen. Er kann uns tragen und antreiben, wenn unser Wille längst nicht mehr ausreicht.
Im Buch Josua Kap. 1 wird Josua Zeuge dieses „ausgeprägten Willens“ Gottes. Er soll die Nachfolge Moses antreten. Wenn man das menschlich betrachtet, kann man nur sagen: „Das lass lieber bleiben! In den Fußstapfen eines solchen Giganten kann man nur versagen.“ Aber Josua hat sich dieses Amt nicht ausgesucht, und die Sache entspringt nicht seinem eigenen Willen, sondern Gott beruft ihn in diese Aufgabe. Da liegt ein wesentlicher Unterschied. Gottes ausgeprägter Wille steht hinter dieser Wahl.
Er sagt Josua zu: „Fürchte dich nicht und hab keine Angst; denn ich bin mit dir überall, wo du unterwegs bist.“ (V.9) „Jeden Ort, den euer (Israels) Fuß betreten wird, gebe ich euch. Wie ich mit Mose war, will ich auch mit dir sein. Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ (V.2-5) Mit anderen Worten: Deine Kraft mag häufiger ermüden. Deine Kompetenzen werden tatsächlich nicht ausreichen. Du wirst Angst haben vor Herausforderungen, aber ich bin es, der in dir wirkt. Und ich habe einen ausgeprägten Willen. Im Übrigen genau den Willen, der auch Mose geleitet und bevollmächtigt hat, ihm zu dienen. Ich laufe in deinen Schuhen und wirke durch deine Hände. Mein Wille ist größer als deine Angst oder gar dein Versagen. Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann liegt hier ein wesentlicher Schlüssel für meinen Dienst als Pastor. Einfach in seinem Willen zu leben und zu handeln, darin besteht das Geheimnis. Das Wichtigste macht Gott schon selber.
Wir freuen uns als Gemeinde von Herzen darüber, dass wir im Oktober einen neuen Jugendpastor berufen konnten. Inzwischen sind Matthias und Melanie Lederich in unserer Gemeinde richtig gut angekommen. Besonders euch beiden möchte ich diese Worte aus Josua 1 zusagen. „Seid mutig und stark… Gott lässt euch nicht fallen und verlässt euch nicht.“ (V.7) Wir wünschen euch beiden von Herzen, dass Gott euch in dieser ersten Zeit eures Dienstes hilft und segnet. Am Anfang sehen die Aufgabenfelder immer riesig aus, und ich befürchte, sie werden auch später nicht kleiner. Aber ihr habt einen Gott, der euch berufen hat und zu seinen Zusagen steht. Er hat
einen ziemlich ausgeprägten
Willen. Darauf könnt ihr euch verlassen und mutig Schritte gehen. Möge er euch in all euren
Aufgaben segnen!
Und ich wünsche uns als Gemeinde einen gesegneten November.
Bastian Meyer