Was bleibt vom Osterfest?
Vielleicht einige bemalte Ostereier und ein Rest Hefezopf. Vielleicht klingen die Passionsandachten und die Worte vom Kreuz nach oder der Karfreitag- und Ostergottesdienst geht einem nach. Es kann aber auch schnell passieren, dass uns nach solchen Festen der Alltag wieder ganz schnell einholt. Aufgaben, Projekte, und Verpflichtungen werfen ihre Schatten über die Erinnerungen des Osterfestes und die gute Nachricht, die wir miteinander gefeiert haben.
Auch meine ToDo Liste wird über die Feiertage nicht abgenommen haben. Ich bin froh, dass ich einige Tage Urlaub habe, aber auch da kann es sein, dass bei den Arbeiten am Haus oder Ausflügen die Botschaft von Ostern überlagert wird. Was ist also zu tun? Sollten wir nach Ostern noch extra ein paar Tage der Stille einbauen? Wir müssen irgendwann zurückkehren in den Alltag und in die Verantwortungen, in die uns Gott gestellt hat. Die Frage, wie wir in den Alltag zurückkehren, ist entscheidend. Wir trennen manchmal das Heilige vom „Gewöhnlichen“, was sicher nicht so gedacht war.
„Mit der Trennung in sakral (heilig) und säkular (weltlich) schließen wir Gott aus dem Großteil unseres Lebens aus.“ – John Mark Comer
Auch Paulus kennt es, dass die Wirklichkeit des Evangeliums schnell überlagert werden kann durch die alltäglichen Herausforderungen. Daher betet er für die junge Gemeinde in Ephesus, dass die Botschaft des Evangeliums nicht durch andere Dinge, Erfahrungen oder Botschaften verdeckt wird. Am Anfang seines Briefes beschreibt Paulus, wofür er betet, wenn er an die Gemeinde denkt. Er bittet Gott um Weisheit und Erkenntnis für diese junge Gemeinde und dass sie Gott erkennt (Eph. 1,17). Noch beeindruckender finde ich die darauffolgenden Verse. Hier konkretisiert Paulus wofür er betet:
„Er mache euer Herz einsichtig. Denn ihr sollt wissen, welche Hoffnung mit eurer Berufung verbunden ist. Und ihr sollt erkennen, welche Fülle an Herrlichkeit zu seinem Erbe für die Heiligen gehört. Und ihr sollt begreifen, mit welch überwältigend großer Kraft er in uns Glaubenden wirkt. So entspricht es der Macht und Stärke, mit der er sein Werk vollbringt.“ -Eph 1,18+19
Paulus betet, dass Gott durch seinen Geist in den Alltag der Geschwister hineinspricht und ihnen Einsicht schenkt, welche Veränderung Ostern für sie gebracht hat. Paulus trennt nicht den Alltag von dem Ostergeschehen, sondern betet, dass den Glaubenden bewusst wird, welche Auswirkungen der Tod und die Auferstehung Jesu auf ihren Alltag haben. Er betet, dass es für die Gläubigen greifbar wird, wie groß die Hoffnung ist, die damit verbunden ist, dass wir von Gott gerufen wurden und ihm im Glauben geantwortet haben. Wir sind nicht auf uns allein gestellt, wenn wir dem Stress, der Einsamkeit und den anderen Herausforderungen unseres Alltags begegnen. Jesus wirkt mit seiner den Tod bezwingenden Kraft in uns. Diese Zusagen lassen den Alltag und so manche Probleme, Kämpfe und manches Ringen in einem anderen Licht dastehen. Die Probleme sind damit nicht gelöst, die Aufgaben nicht erledigt und die Kämpfe nicht geschlagen, aber wir gehen nicht allein in diese Situationen. Wir schließen Gott und seine Kraft nicht aus unserem Alltag aus, weil er uns zu „weltlich“ und normal erscheint. Im Gegenteil – wir laden Gott immer wieder ein, indem wir vielleicht auch mit Paulus‘ Worten beten, dass er unsere „Herzen einsichtig“ macht
und uns erkennen lässt, mit welcher Kraft er in uns wirkt und wozu er uns beruft. Gott arbeitet an unseren Herzen und das wird verändern, wie wir Alltag leben. Dabei hilft, wenn wir im Alltag immer wieder innehalten und nicht nur in der „stillen Zeit“ am Morgen, sondern verteilt durch den Tag in kleinen Unterbrechungen.
Eine Möglichkeit bietet vielleicht die betende Betrachtung des nachfolgenden Bildes mit dem Text. Oder indem wir die Verse aus Epheser 1,17-21 zu unserm täglichen Gebet machen.
Ich hoffe und bete, dass unsere Gemeinde, aber auch unsere Wesen und damit Leben erstrahlen im Licht von Ostern.
Johann Schick