Laue Sommernächte, vielleicht sogar im Urlaub, bei gutem Essen und in guter Gemeinschaft sind schon etwas Besonderes. Solche Erfahrungen versorgen Körper und Seele mit vielem Guten. An solche Abende denkt man gerne zurück, weil sie auch noch lange nachwirken. Vielleicht haben wir in diesen Sommerferien solche Erfahrungen machen dürfen. Doch jetzt stehen mit der zweiten Jahreshälfte für einige von uns besondere Herausforderungen an wie z.B. eine neue Arbeitsstelle, Kinder, die in eine neue Klasse oder Schule gehen, oder andere persönliche Änderungen nehmen nach der Sommerpause Fahrt auf. Vielleicht war die Sommerzeit auch keine Urlaubszeit, sondern eine Herausforderung, weil kein Urlaub möglich war und wichtige Projekte erledigt werden mussten, und mit der zweiten Jahreshälfte geht es munter weiter. In solchen Zeiten kann die Erholung des Urlaubs und die Erfahrungen von lauen Sommernächten schnell den Erfahrungen der Anspannung, Überforderung oder Müdigkeit weichen. Wie gehen wir mit diesen Erfahrungen um? Wie können wir im Angesicht von Herausforderungen oder sogar Wüstenzeiten neu Kraft bekommen?
Im Gebetsbuch der Bibel, den Psalmen, gibt uns David einen Einblick, wie er mit solchen Wüstenzeiten umgeht. Auf der Flucht vor seinem eigenen Sohn schwebt David in Lebensgefahr. Die Trauer um das Familiendrama, das sich abgespielt hatte, und die Szenen der Erniedrigung, die er durch Absaloms Handeln erlebte (2.Sam15), sind wahrscheinlich noch nicht verarbeitet. Um nicht gefunden zu werden, führt seine Flucht David weg von vertrauten Orten und Menschen in trockenere Gebiete. In der Hitze der Wüste Judas spürt er seinen Durst. Es ist allerdings nicht nur ein körperliches Verlangen, sondern eine Sehnsucht seines inneren Menschen. Er sehnt sich nach Gott, nach seiner Güte, seiner Kraft und Herrlichkeit in all seinem Schmerz, Verlust und der Ohnmacht.
In diese Gefühlslage und Situation schreibt David ein Gebet, das uns in Psalm 63 überliefert ist. Es wird deutlich, wie David mit seiner schmerzhaften Situation umgeht. Er klammert sich an das, was er von Gott weiß, und sucht im Gebet Zuflucht bei seinem Gott.
Du bist es gewesen, der mir geholfen hat! Im Schatten deiner Flügel preise ich dich. Meine Seele klammert sich an dich. Deine starke Hand hält mich fest.
Psalm 63,8-9
Die Erinnerung an früheres Handeln Gottes, sein Eingreifen und seine Hilfe geben David Halt. Aus der Geborgenheit bei Gott steigt sein Lob für diesen guten Gott empor. Der Lobpreis leugnet nicht die eigene Realität des Schmerzes, sondern blickt auf die Realität der Größe und Kraft Gottes und ist ein Festklammern der Seele an diesem Gott, weil alles andere keinen Halt verspricht. In diesem Festhalten an Gott entsteht die Erfahrung, dass man selbst getragen ist.
Dieses Gebet Davids entstand in einer so schwierigen, umkämpften Situation, und sein Umgang mit Ungewissheit, Schmerz und Leid kann auch uns in Wüstenzeiten zum Trost oder zumindest zum Wegweiser in solchen Zeiten werden. Wie bei David ist es wichtig, dass wir uns unserer Sehnsucht und des Zustandes unserer Seele bewusst werden. Scham und das Gefühl der Unzulänglichkeit, weil man nicht einen „guten Glauben“ hat, hilft nicht, sondern hält uns oft eher davon ab, uns für Gott zu öffnen.
In solchen Zeiten hilft es, uns daran zu erinnern, wie Gott in der Vergangenheit in unser Leben eingegriffen hat, damit die Erfahrungen der Wüstenzeit nicht das Wesen Gottes überlagern. Aus der Erinnerung, wie Gott uns durch Zweifel, Krisen und persönliches Versagen getragen hat, können wir Mut gewinnen. Vielleicht ist es anfangs nur das Festhalten an Gott, wie es David in Vers 9 beschreibt: „Meine Seele klammert sich an dich.“ Oft besteht Glauben in diesen herausfordernden Zeiten nicht aus großen Luftsprüngen, sondern aus einem Klammern an unseren Vater im Himmel. So erwächst auch die Erfahrung, wie bei David im zweiten Teil des Verses: „Deine starke Hand hält mich fest.“
Möge Gott Euch den Mut schenken, ihn gerade in schwierigen Zeiten von ganzem Herzen zu suchen, sich an ihn zu klammern und dabei zu erleben, wie Gott in allen Herausforderungen und Kämpfen des Alltags tröstet und trägt.
Johann Schick