… „danke für den schönen Abend“ … „ich nehme so viel mit für die Woche“ … „immer habe ich ein Lied auf den Lippen“ … „jedes Lied ist wie eine Andacht“ …
So, oder so ähnlich, waren die Reaktionen vieler Sängerinnen und Sänger nach unseren Chorproben.
Unser großes Chorprojekt, das nun hinter uns liegt, hat schnell gezeigt: Das war mehr als „nur Lieder einüben!
Immer wenn ich mich als Chorleiter jeden Montagabend von März bis Oktober auf den Weg in die Kirche in Almena machte, war es ein bewegender Anblick zu sehen, wie sich der Parkplatz und die Straße mit Autos füllten und sich über 60 Sängerinnen und Sänger auf den Weg in die Kirche machten.
Und dann, pünktlich um 19.04 Uhr, schaute ich in gespannte Gesichter, die nur darauf warteten zu erfahren, was sie an diesem Probenabend erwartet. In einer sehr fröhlichen, lockeren, aber auch konzentrierten Atmosphäre schafften wir es, anstrengende Einsingübungen, das Einstudieren von Melodien einzelner Stimmen und das Ertragen von oft schwülen 28 bis 30 Grad irgendwie zusammenzubringen.
Um auf die obigen Aussagen der Sängerinnen und Sänger zurückzukommen: Hier ging es aber noch um mehr! Neben dem musikalischen Erarbeiten von Liedern, war es mir als Chorleiter wichtig, in jeder Chorstunde auch inhaltlich auf die gesungenen Lieder einzugehen. Jedes einstudierte Lied war gleichzeitig auch immer ein geistlicher Impuls zum Weiterdenken. Und wir stellten oft fest: Die Dynamik eines Liedes ist nicht nur ein musikalischer Aspekt, sondern überwiegend ein inhaltlicher und geistlicher.
„Verstehen, was wir singen“ war mir persönlich ein großes Anliegen. Körperlich erschöpft (dirigieren ist Schwerstarbeit), aber im Herzen froh und gestärkt, bin ich von jeder Chorstunde nach Hause gegangen.
Und das Ergebnis des Projektes konnte sich durchaus hören lassen.
Nach einer „Jubilate Deo“ erfüllten Kirche luden wir die Zuhörer ein, bei all den Liedern, die es auf dieser Welt zu hören gibt und die kommen und gehen, das eine Lied zu singen, welches von dem Herrn der Herren erzählt, der über allem steht. Ihm sollen wir unsere schönsten Melodien singen.
Was dann folgte, war eine Auswahl der schönsten Lieder aus 30 Jahren Chorgeschichte. Mit einer Stimmgewalt von über 60 Sängerinnen und Sängern und einer hervorragenden Flügel- und Gitarrenbegleitung sangen wir Loblieder, die die Größe und Majestät unseres Gottes beschrieben haben und die Aufforderung, sich allezeit zu freuen und Sorgen bei IHM abzugeben.
In einem weiteren, zweiten Teil des Konzerts haben wir die Zuhörer in vier Liedern auf eine kleine thematische Reise mitgenommen:
Was heißt es “Christsein authentisch zu leben?“ Wie und wo kann sich die Liebe Gottes in unserem Leben widerspiegeln.
Jesus selbst hat uns das vorgelebt, indem er Menschen in Liebe begegnet ist.
Bei Jesus ist Liebe, Geborgenheit, Freude und Hoffnung zu jeder Zeit.
Diese Liebe gipfelte am Kreuz, wo Jesus sein Leben für uns gelassen hat.
Und die Liebe Christi, die unser Leben erfüllt, drängt uns und fordert uns heraus, anderen Menschen davon weiterzusagen. Um ein wenig innezuhalten, durfte an dieser Stelle ein geistlicher Impuls natürlich nicht fehlen, der diese Thematik noch einmal aufgriff.
Es folgten zwei der beliebtesten Klassiker, die natürlich nicht wegzudenken waren: „Die Himmel erzählen“ mit festlicher Orgelbegleitung und „Herr deine Güte reicht“ ließen die Herzen der klassischen Musik höherschlagen.
Mit der Botschaft, dass Gott uns sieht und dass er in den Stürmen der Zeit sein Angesicht über uns leuchten lässt und dass ER das Licht auf unserem Weg ist, haben wir die Zuhörer entlassen
wollen – nur, die Zuhörer wollten noch nicht!
Nach langanhaltendem Applaus und standing Ovations haben wir dem Publikum noch einmal das „Lied der Lieder“ in Erinnerung gerufen, mit welchem wir das Konzert begonnen haben. Nach eineinhalb Stunden Konzert des Projektchores, dachte aber keiner daran, nach Hause zu gehen.
Noch lange nach dem Schlusston sah man die Menschen im hinteren Teil der Kirche bei Snacks und Getränken. Gemeinschaft, gutes Essen und Gespräche über das Gehörte bestimmten die Atmosphäre bis in die späten Abendstunden, bis dann endlich in der Kirche das Licht ausging.
Nach diesem gelungenen Abend war der Chor gut gerüstet für die zweite identische Aufführung, die dann am Tag darauf am Nachmittag folgte.
Wer beim Lesen dieser Zeilen denkt: Schade, dass ich nicht dabei war … Es geht weiter! Nicht sofort, aber zu gegebener Zeit wird bestimmt wieder eine Einladung ausgesprochen, sich einzureihen in ein weiteres Chorprojekt.
An beiden Konzertveranstaltungen wurde um eine Spende für den Hospiz- und Palliativdienst Lippe gebeten. Insgesamt sind über 2500 Euro gespendet worden. Herzlichen Dank dafür!
Wenn mich jemand fragt, was war dir am wichtigsten in diesem Chorprojekt, dann antworte ich: Ich habe mich riesig über zwei so gut besuchte und gelungene Konzerte gefreut. Mein Herz ist voll von dieser Freude! Was mir als musikalischem Leiter des Projektes aber genauso wichtig war: die Zeit, die wir als Chorgemeinschaft miteinander verbracht haben.
Gott war mit seinem Geist spürbar anwesend. Über 60 Menschen haben jeden Montag ja auch das mitgebracht, was ihren Alltag bestimmt. Über 60 Menschen durften die Kraft, den Mut und die Freude, die diese Lieder vermittelt haben, in sich aufnehmen und gestärkt nach Hause gehen.
Ich wünsche mir, dass dieses Projekt in unser aller Herzen nachklingt; ob wir im Chor standen, oder als Zuhörer es uns haben zusingen lassen.
Martin Lück